Die Goldene Stadt mal anders
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Ein Besuch auf der MODEL HOBBY 2015 in Prag -
Nicht nur im Frühjahr, nach der Internationalen
Spielwarenmesse , sondern auch im Herbst – ja fast vor Weihnachten – gibt es
eine ganze Reihe von Modellbaumessen. Stellvertretend seien hier einmal die
MODELL-HOBBY & Spiel in Leipzig und die Faszination Modellbau in
Friedrichhafen am Bodensee genannt. Aber auch unsere Nachbarländer sind hier
nicht inaktiv. In Prag – der Hauptstadt der Tschechischen Republik fand vom 8.
bis 11. Oktober 2015 zum 24. Mal die MODEL HOBBY PRAHA statt. Sie ist die
derzeit größte Modellbaumesse in Tschechien und bietet in zwei Hallen des
teilmodernisierten Messegeländes im Nordosten der Stadt so ziemlich alles, was
das Herz eines Modellbauers und Modellliebhabers so begehrt. Allerdings darf
man die Standanordnungen und auch die Breite des Angebotes noch nicht mit dem
auf einer heimischen Modellbaumesse vergleichen. Klar, hat sich hier in den
letzten Jahren (siehe SM 12/2012) Einiges getan. Doch noch heute ist diese
Messe nicht ausschließlich für Modellbauer gedacht. So gibt es auch Dekoratives
oder auch Orchideen zu bewundern und zu kaufen. Interessant dagegen für
Modellbauer sind die Stände der 3D-Drucker. Hier ist ohne großen Aufwand der
Scann eines Objektes bis zu 20 cm Größe
möglich. Und das Angebot des Drucks steht. Doch bekanntlich dauert der ja seine
Zeit, so dass Objekte dann gern später gedruckt und versendet werden.
Direkt modellbautechnisch konzentriert man sich in
Tschechien jedoch eher auf den Flug- bzw. Automodellbereich. So gibt es eine
Unmenge an Segel- und Motorfliegern zu kaufen. Dabei findet sich bei den Styroporfliegern
die wohl größere Auswahl. Autotechnisch sind eigentlich alle auch bei uns
bekannten Marken vertreten, wobei diese
- mit Ausnahme von Hobbico – in diesem Jahr auch eher durch
entsprechende Distributoren vertreten waren, als direkt durch die Firmen
selbst.
Die Halle 4 war wieder zum größten Teil den ideellen
Ausstellern vorbehalten. Hier gab es den Truckparcours des Modelltruck-Vereins Hradec
Králové, eine Fläche von ca. 200 m². Etwa doppelt so groß war die Fläche der
Militärmodellbauer. Diese präsentierten recht lautstark Szenen des Feld- und Häuserkampfes im Maßstab
1:6. Dazu kamen die Papiermodellbauer und Indoorflieger. Einen weiteren
Anziehungspunkt bildete das 8 x 13 Meter große Wasserbecken. Da tschechische
Schiffsmodellbauer irgendwie nicht für vier Tage auf diese Messe wollen,
waren es zum vierten Mal in Folge vor
Allem die Mitglieder der IGS Markt Schwaben, welche das Bassin belebten.
Tatkräftige Unterstützung erhielten sie dazu Bernd Tilgner aus Finsterwalde,
der mit 23 Schiffsmodellen und einer fast acht Meter langen Hafenanlage
anreiste. Diese bot den verschiedensten Modellen Möglichkeiten für
Anlegemanöver oder auch einfach mal den Platz, sein Modell zu parken, wenn
einer der Besucher eine Frage hatte. Denn da keiner der IGSler tschechisch
spricht, brauchte man dazu manchmal auch beide Hände, wenn es eben mal nicht so
einfach in Englischer Sprache mit der Verständigung klappte. Eingeladen waren
natürlich auch die tschechischen Kollegen, doch hier fand sich leider nur ein
Modellbauer mit drei Modellen ein. Er präsentierte seine SYLT, ein U IIV (das
einzige U-Boot auf der Messe) und den derzeitigen Stand seiner im Bau
befindlichen TITO NERI. Dazu gab es zwei
weitere Highlights rund um oder besser neben dem Wasserbecken. Zum Einen waren
da Sven Beyer und Thomas Reseneder aus München, die an ihrem eigenen Minibecken
mehr als vierzig Modelle im Maßstab 1:35 und kleiner präsentierten. Neben dem
Hauptthema des Technischen Hilfswerkes THW
hatten sie als Premiere eine funktionsfähige SOUTHERN BELLE dabei. Die Basis
für diesen Schaufelraddampfer ist ein
Lindberg-Baukasten im Maßstab 1:72. Das Schiff bekam zusätzlich einen
Kohleleichter und wurde nicht nur vorbildgetreu über das Schaufelrad
angetrieben, sondern verfügt auch über einen Rauchgenerator mit „Tuff-tuff-Pumpe“,
so dass hier typische Rauchwölkchen entstanden… Das andere Highlight – der eher
ruhigeren Art – boten Christel und Franz
Greiner aus Lindau. Während Franz immer und immer wieder demonstrierte wie ein
Buddelschiff in die Flasche kommt, scharrten sich um Christels Reeperbahn
sehr viele Interessierte, die dann
natürlich das selbst gedrehte Seil auch als Erinnerung mit nach Hause nehmen
konnten. Zwar gab es auch hier anfängliche Verständigungsprobleme, doch nachdem
der Messeorganisator Tomas Jalovec selbst einmal dolmetschen „musste“, gab es
recht schnell ein einfaches handgeschriebenes Schild und schon war fast alles
gesagt.
Insgesamt stellte sich die 24. MODEL HOBBY wieder gewohnt
zwanglos den Besuchern. Sicher ist dies zum Einen auf die tschechische
Mentalität zurückzuführen, dass nicht alles perfekt sein muss und man manches
einfach so hinnimmt und zum Anderen auf den Mix der Messe, denn zeitgleich
finden praktisch ja fünf verschiedene Messen statt.
Im kommenden Jahr wird die 25. Auflage dieser Messe starten
und vielleicht kann man die Zeit im Herbst dann auch mal für einen Besuch in
der „Goldenen Stadt“ Prag nutzen.
Nico Peter
Hafenanlage von Bernd Tilgner
Veranstalter und Organisator T. Jalovec mit Familie beim privaten Messerundgang
auch Firmen nutzen das Wasserbecken für Präsentationen –
hier ein Schlepper der Fa. Hacker
Mitarbeiter und Firmenchef Hacker (re.) beim
Modellbootfahren
SOUTHERN BELLE in 1:72: ferngesteuert mit
Rauchgenerator und Kohleschute
Kranbetrieb am Minbecken
Details an der Livronischen Schebrecke in 1:75 von G. Greiner
leider nur im Stand, eine BUDWEISER in 1:6 von B.
Schleich
drei Gunslingers – von Hobbico zur Verfügung gestellt
Messepremiere: die EYR MYKEN von R. Dörr; eine norwegisches
Ambulanzboot nach Plan
über 25 Jahre alt, die NORDKAP nach Plan von S.
Staudinger
Leben am Hafen
ein KRICK-Oldtimer im Hafen
Ausstellung der historischen Flieger
auch wenn das Militärthema nicht Jedermanns Sache – die Modelle in 1:6 überzeugten
nicht anfassen – das ist nur Papier…
auf der Suche nach einemLiegeplatz
Franz Greiner bei der „Arbeit“
Andrang am Minibecken
die schnellere Zunft, wegen der Beckengröße leider nur
im Trockenen
Modellbau live: hier entsteht eine LITTORINA in 1:32
(Baubericht im Frühjahr in der SM)